Berühmt als Welthauptstadt des Parfums ist Grasse ein unverzichtbares Reiseziel an der Côte d’Azur. Umgeben von Blumenfeldern und aromatischen Pflanzen beherbergt die Stadt rund dreißig Parfumfabriken sowie die historischen Häuser der größten Namen der Parfümerie.
Als Gerberstadt im Mittelalter trat Grasse im 17. Jahrhundert in die Geschichte der Parfümerie ein, als der Gerber Galimard duftende Lederhandschuhe herstellte und sie Catherine de’ Medici schenkte. Dieser Trend verbreitete sich in der gehobenen Gesellschaft. Nach und nach verdrängte die Parfumindustrie die Lederverarbeitung in Grasse.
In Grasse werden auch die Rohstoffe für die Herstellung von Parfums, Kosmetika und Lebensmittelaromen produziert: ätherische Öle, Absolues, Resinoide und Destillate. Auch die sogenannten „Jus“, also Duftkonzentrate, werden hier hergestellt und anschließend mit 80 % Alkohol vermischt, um Parfum zu erzeugen. Die Lebensmittelaromenindustrie entwickelte sich in Grasse in den 1970er Jahren.
Als Hauptstadt des Parfums – von der Konzeption über die Herstellung bis zur Rohstoffproduktion – verfügt Grasse über zahlreiche Blumenanbauflächen. Zu den bekanntesten zählen Jasmin, Orangenblüte, Mairose, Veilchen, Madonnenlilie, Rosengeranie, Tuberose und Iris Pallida. Einige große Häuser besitzen eigene Anbauflächen, wie etwa Chanel, das in Grasse Rosen und Jasmin für sein Eau de Parfum kultiviert.
Die Gärten des Internationalen Parfümmuseums zeigen auf zwei Hektar aromatische Pflanzen und Blumen, die traditionell für die Parfümerie angebaut werden – in gestalteten Gartenbereichen und offenen Feldern. Die Pflanzen werden nach ihrer Duftnote präsentiert: holzig, fruchtig, würzig, moschusartig oder blumig. Auch die Arbeit rund um Anbau, Ernte und Verkauf wird entlang des Rundgangs erklärt.
Im Innenbereich widmet sich das 1989 gegründete Museum vollständig der prestigeträchtigen Parfümkunst. Seine Sammlungen sind ein wertvolles Zeugnis der Geschichte der großen Parfumhäuser in Grasse. Man erfährt dort auch die allgemeine Geschichte des Parfums – von der Antike bis zu verschiedenen Kulturen. Die Kunst der Flakons wird durch eine beeindruckende Sammlung kostbarer Objekte und Flakons hervorgehoben.
Auch große Parfumhäuser in Grasse öffnen ihre Türen für Besucher. Zu den ältesten zählen die Maison Fragonard und die Maison Molinard. Im Herzen der Stadt trägt die Maison Fragonard den Namen des Malers aus Grasse, dessen Stadtmuseum ebenfalls besichtigt werden kann. Die 1926 gegründete Parfümerie umfasst ein kostenloses Museum zur Geschichte der Parfümerie mit einer Sammlung seltener und kostbarer Objekte: kunstvoll gestaltete Flakons, Destillierkolben und antike Parfumkästchen gehören zu den Highlights. Als Welthauptstadt des Parfums lässt Grasse Sie die besondere Duftkunst der Region entdecken – mit einer speziellen Destillation, die außergewöhnliche und einzigartige Duftnoten freisetzt.
Molinard, der älteste Parfümeur von Grasse, ist auch eines der ältesten Parfumhäuser der Welt. Seit 1849 ist es in Grasse präsent. Im Stadtzentrum beherbergt die Bastide Molinard eine historische Fabrik, die seit 1900 in Betrieb ist, ein Kreativlabor, eine handwerkliche Seifenmanufaktur, ein von Gustave Eiffel erbautes Destillierhaus und ein Museum. Die Museumsführung offenbart einige Geheimnisse der Parfumherstellung großer Namen sowie eine Sammlung von Flakons, die von berühmten Glaskünstlern signiert wurden. Das Haus bietet verschiedene olfaktorische Workshops rund um das Thema Parfum und die Kreation maßgeschneiderter Düfte an.
Die Maison Galimard, hervorgegangen aus dem Handschuhmacher, der die Wirtschaft von Grasse neu ausrichtete, bietet ebenfalls eine Besichtigung ihrer Fabrik und des zugehörigen Museums an. Labore und Abfüllräume gehören zur Führung. Sie bieten Gelegenheit, die Geschichte des Parfums in Grasse, die Verfahren zur Duftgewinnung und die verschiedenen Duftfamilien zu entdecken. Im Verkaufsraum werden die Kreationen des Hauses zu Fabrikpreisen angeboten.
Foto: Tim Reckmann